Wissenswertes zur Palliativmedizin

Was ist Palliativmedizin?

Das Wort Palliativ leitet sich aus dem lateinischen Wort pallium = Mantel ab. Bei der Palliativmedizin handelt es sich um eine lindernde (ummantelnde) Medizin. Wenn ein Patient eine Krankheitsphase erreicht hat, in der keine Aussicht auf Heilung mehr besteht, folgt auf die kurative (heilende) Medizin die Palliativmedizin.

Definition der Weltgesundheitsorganisation

„Palliativmedizin ist ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien, die mit den Problemen konfrontiert sind, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen, und zwar durch Vorbeugen und Lindern von Leiden, durch frühzeitiges Erkennen, hochqualifizierte Einschätzung und Behandlung von Schmerzen sowie anderen Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art.“

Was geschieht auf einer Palliativstation?

Auf einer Palliativstation werden nicht nur Patienten mit Tumorerkrankungen behandelt. Auch Patienten mit weit fortgeschrittenen Herz-Kreislauferkrankungen, schweren Lungenerkrankungen oder anderen Krankheitsbildern, bei denen keine Aussicht auf Heilung mehr besteht, können von der Behandlung auf einer Palliativstation profitieren.

Das Ziel ist die Entlassung nach Hause oder in eine Pflegeeinrichtung, wo die begonnene Behandlung fortgeführt werden kann.

  • Körperliche Beschwerden wie Schmerzen, Atemnot oder Übelkeit werden umfassend durch Medikamente sowie pflegerische Maßnahmen gelindert.
  • Der Patient befindet sich in einer wohnlichen Umgebung, die sich von der Krankenhausatmosphäre abhebt.
  • Auch spirituelle Aspekte werden in ihrer Bedeutung erfasst und in die Behandlung integriert.
  • Die Bedürfnisse der Angehörigen werden gehört und berücksichtigt.

Geschichte der Palliativmedizin

(Bild mit freundlicher Genehmigung
von Herrn M.G. Boffo)

Alte Gemälde weisen darauf hin, dass es die Palliativmedizin schon im alten Ägypten gab. Auch damals war die Medizin schon auf einem erstaunlich hohen Stand und es wurde erkannt, wie wichtig es ist, den Patienten neben der rein medizinischen Behandlung auch menschliche Zuwendung zukommen zu lassen.

Erste Hospize entstanden im Mittelalter. Die kirchlichen oder klösterlichen Herbergen für Pilger wurden Hospital oder Hospitium genannt. Hier fanden auch kranke Pilger Obhut, wurden versorgt und bis zum Tode begleitet.

Mit dem medizinischen Fortschritt wurde die moderne Medizin immer mehr auf rein körperliche Behandlungsmethoden reduziert. Die „Seele“ der Patienten fand zu wenig Beachtung, und sie wurden mit ihren Symptomen und ihrer Angst vor Sterben und Tod allein gelassen.

Cicely Saunders (1918-2005) war eine englische Ärztin, Sozialarbeiterin und Krankenschwester. Neben Elisabeth Kübler-Ross gilt sie als Begründerin der modernen Hospizbewegung und Palliativmedizin. Ein Erlebnis mit einem sterbenden Patienten inspirierte sie so sehr, dass sie ihr Leben ab sofort in den Dienst der Hospizarbeit stellte. Die beiden diskutierten darüber, wie sie es anstellen sollten, eines Tages ein Heim zu schaffen, welches den Anforderungen der Schmerzkontrolle und den Vorbereitungen auf den nahen Tod besser gerecht werden könne. Dieser Patient starb im Alter von 40 Jahren und hinterließ ihr 500 Pfund mit den Worten „Ich werde ein Fenster sein in deinem Heim“.

19 Jahre später eröffnete sie im Jahre 1967 das St. Christopher´s Hospice im Südosten Londons. Die Grundidee dieser Einrichtung war, die Bedürfnisse des Patienten zu erkennen und ihn zu behandeln. Es ging aber auch um die Bedürfnisse der Familie, darum das Leid zu mildern, anstatt eine Krankheit zu bekämpfen. Sterben sollte als eine Zeit gesehen werden, die sehr viele Möglichkeiten für Heilung und Wachstum bietet. Basierend auf diesem Gedanken hat sich die heutige Palliativmedizin entwickelt.